Guten Morgen, Ihr Lieben
Ich danke Euch für Eure Antworten. Schade, liebe Barbara, dass Deine verloren gegangen ist. Magst Du es noch einmal versuchen? Ich wäre interessiert an dem, was Du zu sagen hast.
Gabi und Peter, Ihr habt beide Wesentliches ausgedrückt und ich spüre, dass es in Euch arbeitet und Ihr genau am buber'schen Kern seid, wenn das theoretische Verstehen vom Ich-Es-Modus zum lebendig-wirksamen Verstehen im Gegenwärtigsein von Ich-Du umschwingt (Gabi).
Und genau das ist Bubers Antwort auf das Grundverhältnis zur Es-Welt: Wir sollen wach in die Kunst des Schwingens zwischen beiden (DP-IuD 55) "hineinwachsen" (Ein passender Begriff, Stephan). Und genau das will uns Buber sagen: Dass es "Aktion und Passion" in einem ist (DP-IuD 15) und wir es, wie Du Peter, zu Recht bemerkst, mit unserer Übung, präsent und offen zu sein, "befördern" können.
Ihr beide (Peter und Gabi) habt den "Geist" mit dem "Schweigen" in Verbindung gebracht. Das ich das Gespräch in diesem Forum mit "das Gespräch beginnt" eröffnet habe, war nicht ohne Hintergedanken: Weil nämlich das "wahre Leben des Menschen im Geist", das rechte Antwortgeben auf die Fragen unserer Welt, notwendig das "Schweigen" braucht, weil in ihm wesentliches, wirkliches, lebendiges Sprechen seine Quelle hat, d.h. seinen Anfang nimmt. (Ja, in der Tat, Gabi, hier lässt sich eine Analogie zum Johannesprolog sehen. Es wäre interessant, diese Spur zu verfolgen, aber gerne ein anders Mal.)
Auch wenn Buber selbst nicht ausdrücklich von einer kontemplativen Praxis spricht, steckt für mich dennoch die ganze Intention der kontemplativen Übung darin:
In der kontemplativen Grundübung versuchen wir uns nämlich von aller Mittelbarkeit (Alle Mittel, Begrifflichkeit, Vorwegnahme usw. müssen verfallen, DP-IuD 15) zu befreien (entspricht der Gelassenheit bei Eckhart) und uns in die Unmittelbarkeit reiner Präsenz zu begeben, um dann, wie Buber (analog zu den Mystikern, z.B. Eckhart und Jakob Böhme) formuliert, (DP-IuD 42) im "ungeformten, ungeschiedenen, vorzunglichen Wort" zu verharren.
In "Verhaltenheit" darin stehen, heißt für mich, wach und "gegenwartend" im Geist verweilen, im Noch-Nicht, bis das, was zu sagen ist, mir aus dem Geheimnis selber erscheint, "es spricht uns aus dem Dunkel selber an", (DP-IuD 44) mich ergreift und sich in meiner Kehle und meinem Mund zur "Rede" formt: Meine Antwort an mein Du.
Wenn Buber sagt, dass in Wahrheit die Sprache gar nicht in uns steckt, sondern wir in der Sprache und aus ihr reden, dann bedeutet das mit anderen Worten: Unser Sprechen begegnet uns. Es ist ein Ereignis, ein Geschehen, das uns widerfährt. Es gibt sich uns, wird uns "Passion" und wir geben uns hin, "antworten mit dem Leben." (DP-IuD, 44)
Mich haut das um. Denn es steht im grassen Gegensatz zum ich-süchtigen Sprechen, wie es uns ständig begegnet und den echten Dialog verhindert.
Ich möchte jetzt nicht so verstanden sein, dass nun die abschließende Antwort auf meine Einstiegsfrage gegeben habe. Jetzt ist ja erst überhaupt nur die Grundlage beschrieben für unser konkretes und lebenspraktisches "wahres Leben im Geist". Das müssen wir beständig üben. Der Austausch darüber, wie theoretisches Verstehen und Lebenspraxis zusammenfinden, wäre Sinn und Zielsetzung des Forums.
Liebe Gabi,
Deine Frage nach dem "Geist" ist hiermit noch nicht hinreichend beantwortet. Sie ist aber so relevant, dass der Austausch nicht unter dem Thema "Das Gespräch beginnt" verschwinden sollte. Magst Du ein neues Thema eröffnen, etwa mit dem Titel "Wahres Leben im Geist" eröffnen und vielleicht noch näher auszuführen, was Dich zu Deiner Frage bewegt?
(Übrigens meint das Kürzel DP-IuD : Ich und Du in der Buchausgabe Dialogisches Prinzip, im Unterschied zu Ich und Du als Einzelausgabe, die Einige von uns benutzen)